Bibelgarten

Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringt, ein jedes nach seiner Art, und Bäume, die da Früchte tragen, in denen ihr Same ist, ein jeder nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.

(1. Mose, 1, 12)

Flora

Nicht nur Menschen, Völker, Landschaften haben ihre Geschichte, auch Pflanzen erfuhren im Laufe der Jahrtausende unterschiedliche Verwendung, Kultivierung und Darstellung. Die installative Bodenarbeit von Margarete Schrüfer bezieht sich auf jene Pflanzen, die sich in der Bibel erwähnt finden. Insgesamt sind das gut 120. 28 Arten hat die Künstlerin nach ästhetischen Gesichtspunkten ausgewählt und aus ihnen ein ornamentales Geflecht geschaffen.

Linear abstrahiert, nicht maßstabsgetreu und konzentriert auf ihre Silhouetten, ergibt sich ein feines Dickicht von Blüten, Halmen, Blättern und Früchten als Ausschnitte eines größeren Ganzen. Das dunkle Altrosa des Untergrundes in der Kirche hinterlegt den weißen Scherenschnitt aus Filz. Der Altarbereich wird zu einem üppigen und dabei klaren und lichten Oll-over. Die Pflanzen sprechen ihre eigene Geschichte die Nutzung und teilweise daraus abgeleitete Symbolik sind schier unermesslich und geben im Kontext Bibel Aufschluss über verschiedene Bereiche symbolischer, landwirtschaftlicher oder geographischer Natur, die sich zum Teil wiederum bedingen bzw. überschneiden. In der Schöpfung geschieht am Dritten Tag das Anlegen der gesamten Flora, zum Beispiel auch des Feigenbaumes, dessen zusammengeflochtene Blätter nach dem Sündenfall als Schurz dienten (1. Mose, 3, 7).

Gleichzeit ist die Feige aber auch ein Bestandteil der Ernährung der Zivilisation des Nahen Ostens, jenem Gebiet, in dem sich die biblischen Geschehnisse zugetragen haben, und ist dort auch als Heilpflanze bekannt (Jesaja 38, 21). Gerste und Weizen sind im biblischen Palästina die bekannten Getreidesorten, und Wein und Olive treten sowohl in der frühen Landwirtschaft als auch an bedeutsamen Stellen der Bibel auf. Die Taube brachte Noah nach der Sintflut einen Ölzweig, Jesus ging zum Ölberg usf. Im Hohelied Salomons indes werden zahlreiche Pflanzen, darunter etwa Granatapfel, Lilie, Weihrauch und Myrrhe eingesetzt, um die Eigenschaften von Liebe, Schönheit und Geliebter zutreffend beschreiben zu können. Bibelgarten, Garten Eden, Paradiesgarten die Schönheit und Vielgestaltigkeit der Arbeit von Margarete Schrüfer fordert auf zur Beachtung und Achtung der Schöpfung.

Ulrike Rathjen, Kunsthistorikerin M.A.